Vernissage: «Welttheater – Theaterwelt»

»Welttheater – Theaterwelt«

Peter CujeThiemo KlossBeate Ronneburger Beate Ronneburger Beate Ronneburger

Einzelausstellung mit Florian Fröhlich

Ausstellung: 10.12.2013 – 10.01.2014

Urlaub der Galerie: 24.12.2013 – 03.01.2014
Termine nach telefonischer Absprache in der Galerie.

Vernissage

Einführung zum Thema der Ausstellung:
José Ribeaud, Journalist, Berlin

Kurzrezitation mit Texten von Goethe, Shakespeare und anderen
Irma Wagner, Schauspielerin, Berlin

In Froehlich’s neuen Arbeiten gehen Skulptur und Malerei ineinander über.
Individuum und Massen vermischen sich und eröffnen uns den Zugang zum grossen Welttheater:
Gehören wir nicht alle dazu?

Der Künstler schenkt den Erlös der Ausstellung der Kinderhilfe Bethlehem, einem gemeinnützigen Hilfswerk das Kinder, Frauen und Familien in Palästina unabhängig von ihrer Religion unterstützt.

Zu Florian Froehlich:
Soeben ist im Verlag Le Renard par la Queue , Lausanne das Buch «World Thater-Theater World» erschienen (ISBN 978-2-940533-00-8).

Selektion zur Teilnahme an der Berliner Liste 2012 und 2013 International Art Fair.

Einführung – José Ribeaud

Kommen Sie herein, meine Damen und Herren, die Vorstellung beginnt !

Wir sind nicht im Zirkus oder im Friedrichstadtpalast. Trotzdem lade ich Sie ein, eine Bühne und ein Stück zu entdecken, das Florian Froehlich mit Leidenschaft, Talent und Geduld für uns vorbereitet hat.

Das ist wie ein Theaterstück. Aber anstatt Worten und Sätzen setzt er Formen, Farben und Relief zusammen. Er benützt dafür verschiedene Materialien wie Holz, Glas, Papier sogar Bücher. Mit dieser Mischung schafft er ein Theater wahrer als die Realität.

Wenn man in diese Galerie hereinkommt, wenn man die ausgestellten Werke besichtigt, werden viele Besucher bestürzt, verwirrt, ratlos sein. Aber nach und nach üben die Malerei, die Skulpturen, die Malerei-Skulpturen wie der Künstler sagt, wie eine Magie auf uns aus.

Man wird fasziniert von dieser Vorstellung, wo die Menschen schwer einzuordnen sind, weil sie anscheinend ohne nachzudenken, ohne Ziel, ohne Disziplin sich bewegen.

Wir leben in einer Welt, die eine grenzenlose und permanente Bühne ist. Da sind wir Schauspieler. Alle von uns verkörpern verschiedene Rollen. Oft sind es Nebenrollen, ohne Wichtigkeit, fast deprimierend. Viele sind nur Statisten. Denn niemand weiss, wohin uns das Stück unseres Lebens lenkt. Wir ahnen nicht die Absichten der Regisseure und den Eifer der Besitzer der politischen Macht und die Tricks der Wirtschaftsbosse. Trotzdem verfolgen wir die Menschenmengen, die ihrem Schicksal entgegen gehen. Ein Schicksal voller Freuden und Leiden, Glück und Tragödie wie in einem Stück von Shakespeare.

Hier treffen sich die zwei Facetten der Kunst von Florian Froehlich. Diejenige des Arztes widmet sich der physischen Gesundheit der Patienten, die zu ihm kommen. Die andere, diejenige des Künstlers gibt sich der Seele, dem Traum, der Herausforderungen, in einem Wort dem Schicksal der Menschen hin. Zwischen diesen beiden Leidenschaften gibt es eine Logik und eine Ergänzung. Aber die Werke, die hier ausgestellt sind, geben uns die Lust anzufassen, uns mit den Figuren zu unterhalten, zu fragen, wo ihr kollektiver oder einsamer Lauf endet.

In der Tat präsentiert uns Florian Froehlich einen Spiegel der Welt, in der wir leben. Das ist eine Welt, wo wir uns einsam in der Menge fühlen können, in einer Menge, die gleichgültig an den individuellen Schicksalen sein kann. Wir laufen trotzdem weiter, als ob es sich um ein Theaterstück handeln könnte, dessen Ende uns unbekannt ist, aber das wir weiter spielen müssen bis zum letzten Ende. Denn die Hoffnung auf ein besseres Schicksal stirbt zuletzt.

Um die Suche nach einem glücklichen und harmonischen Leben zu verkörpern, benützt Froehlich seltsame und manchmal unerkennbare Materialien. So kann er seine Vorstellung der Welt und der Menschheit ebenso gut mit Mikroskulpturen als auch mit Menschenmengen ausdrücken, die aus dem Kader des Werkes heraustreten, um zu jubeln oder um zum Jüngsten Gericht zu stürmen. Sein Verfahren, die Skulpturen und die Malerei in einer Form zu integrieren, um Mikroskulpturen zu schaffen, ist einmalig und neuartig.

In einem reichbebilderten Buch, das für diese Ausstellung veröffentlicht wurde, erklärt Florian Froehlich einige Quellen seiner Inspiration. Es sind hauptsächlich Schriftsteller und Dichter, besonders William Shakespeare, aber auch „La Chute“ von Albert Camus und „Terre des Hommes“ von Antoine de Saint-Exupéry. Es ergibt sich eine Logik mit dem Welttheater und dem Theater der Welt. Dieser Zusammenhang beinhaltet auch sehr widersprechende aber menschliche Momente zwischen Träumen und Glück einerseits und Leid und Einsamkeit andererseits.

Diese Ausstellung präsentiert den Spiegel eines Menschenlebens. Neben traurigen und sogar gewalttätigen Motiven entdeckt man Werke, die Freude, Wärme und Harmonie ausstrahlen. So zum Beispiel die musikalischen Partituren, deren Noten kleine lustige Menschen sind. Der Künstler nennt diese Arbeiten Lebenspartituren – wir Menschen werden zu Noten des Lebens, das einem Musikstück gleicht.

Der Künstler Florian Froehlich gibt uns einige Indikationen und Wege, um seine Werke zu verstehen. Er lässt aber auch jedem von uns die Freiheit für individuelle Interpretationen seiner Malereinen und Skulpturen. Die Titel der Werke sind immer Denkanstösse, aber kein Zwang zur Interpretation.

Es war nicht selbstverständlich, dass eine Berline Galeristin die Werke eines Künstlers ausstellt, der zwischen zwei Kulturen – die der Deutschschweiz und die der französischen Schweiz - sich bewegt. Es erweist sich, dass diese doppelte Angehörigkeit vorteilhaft ist. Man muss Frau Diana Achtzig dankbar sein, dass sie in so schönen Räumen die Werke eines Künstlers ausstellt, der aus der fast unbekannten Westschweiz kommt, dennoch sich im künstlerischen Berlinerleben wohl fühlt.

Danke an die Schweizer Botschaft für ihre Unterstützung. Danke auch an die Freunde aus dem Jura, die diese lange Reise mit Florian gemacht haben, besonders seine Frau Isabelle und ihre Kinder. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer leicht ist mit jemand wie Florian, der immer Neues sucht, der immer neue Projekte hat. Aber seine Projekte sind das Leben, und seine Kunst seine Leidenschaft. Das Resultat lässt sich sehen. Er verzaubert uns.

Noch eine Überlegung als Fazit. Gerade jetzt spielt man an der deutschen Oper „Falstaff“, eine „Commedia lirica“ von Guiseppe Verdi, nach einem Libretto von Arrigo Boito nach dem Drama von William Shakespeare „Sir John Falstaff and the Merry Wives of Windsor“. Am Ende dieser Oper steht eine Fuge nach den Worte „Tutto nel mondo è burla“. Alles auf der Welt ist Spass.

Mit diesem künstlerischen Testament des damals 80-jährigen Verdi lade ich Sie ein, die Florian Froehlich Ausstellung mit Spass und Freude zu besichtigen. Spass mit Spiel verbunden : Wir haben für Sie heute Abend einige Lupen und einige Binokulare bereit gestellt, die es Ihnen erlauben, in Froehlichs Werken geradezu spazieren zu gehen.

Diese Idee kam Florian, als er kürzlich dazu eingeladen wurde, Designern der Uhrenindustrie seine Mikroskulpturen zu präsentieren und diese neue Idee möglicherweise in Uhren zu integrieren. Schweiz und Uhren, eine lange Tradition.

Dazu entwarf er 5 Mikroskulpturen, wovon eine digitalisiert und miniaturisiert wurde, bis auf 1,5 mm. Auch diese Arbeit, allerdings unverkäuflich, ist heute Abend zu sehen. In diesem Bereich kommen Kunst und High Tech zusammen. Bitte legen Sie die Lupen nach Gebrauch wieder zurück.

Es ist Ihnen nicht entgangen, dass der Künstler den Erlös dieser Ausstellung einem Hilfswerk zur Verfügung stellen wird : der Kinderhilfe Bethlehem, das Kinder, Frauen und Familien in Palästina unabhängig von ihrer Religion unterstützt. Palästina, eines der ältesten Welttheater, voll ungelöster Konflikte.

Nun ist es mir eine Freude, zu den Rezitationen von Irma Wagner überzugehen. Welttheater- Theaterwelt. Wir begeben uns nun in diese zweite Welt, die des Theaters, wo alles gesagt werden kann. Irma Wagner wird für Sie verschiedene Texte interpretieren. Passen Sie gut auf : auch hier tauchen Mikroskulpturen auf! Viel Spass.

Berlin, den 6. Dezember 2013
José Ribeaud

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