Moderne und erotische Kunst - Berliner Woche

Zeitungsartikel, 14.09.2017

 

Artikel in der Berliner Woche lesen: Moderne und erotische Kunst in der Achtzig-Galerie

Moderne und erotische Kunst in der Achtzig-Galerie

Die „Beziehungs- und Paarbilder“ der Künstlerin Diana Achtzig

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Isolation des Einzelnen immer größer wird. Der technologische Fortschritt vollzieht sich in rasender Schnelligkeit und modernste Geräte, die entwickelt wurden, um besser zu kommunizieren, um zu verbinden, separieren und trennen die Menschen immer mehr. Statt miteinander zu reden, sitzt man sich schweigend gegenüber und starrt auf den Bildschirm des eigenen Smartphones, die Realität wird nur noch medial vermittelt wahrgenommen. Dieser Entfremdung und Entsinnlichung stellt Diana Achtzig (Berliner-Galerie.com) ihre Serie „Beziehungs- und Paarbilder“ entgegen. Zwischenmenschliche Beziehungen, das Individuum und seine vielfältigen Emotionen gehörten stets zu den zentralen Themen von Diana Achtzigs Oeuvre.

Abstraktion und Figuration in der modernen Kunst
Diana Achtzigs Bilder generieren ihre Wirkung aus der Spannung zwischen Abstraktion und Figuration. Das Flächige der Abstraktion wird durch das Figurative und dessen Sinnlichkeit aufgebrochen. Sie strukturiert ihre Gemälde nach den kubistischen Kompositionsprinzipien, die sie als Meisterschülerin des Malers Alex Bär, der zur Neuen Leipziger Schule gehört und unter Arno Rink und Neo Rauch ausgebildet wurde, erlernt hat. Hierbei ist auch die Erschließung und Eroberung des Bildraumes immer implizit Gegenstand ihrer Arbeiten. Der Bildraum ist dabei stets auch Geschichtsraum und die Metropole Berlin, in deren Ostteil die Künstlerin geboren und aufgewachsen ist, dient als Fixpunkt, an dem sich historische Ereignisse verdichten. Entsprechend bilden die Kulisse im Hintergrund Stadtfluchten, historische Gebäude oder markante Monumente, wie die Glienicker Brücke oder die alte Kodak-Filmfabrik, die in heutiger Zeit zu einer Wohnanlage mit Luxuslofts umgewandelt wurde. So fließen auch aktuelle gesellschaftliche Problematiken, wie die zunehmende Gentrifizierung Berlins, in ihre Arbeiten mit ein. Es geht der Künstlerin jedoch auch immer um die Brüche, um das Wechselspiel von Teilung, Trennung und Verbindung, Zusammenwachsen.

Die kubistische Komposition in der modernen Kunst
Verschiedene Bildebenen treten in Diana Achtzigs Ölgemälden in einen Dialog zueinander. Die Strenge der kubistischen Komposition und der Bauhaus-Ästhetik trifft auf die ausgeprägte Körperlichkeit und Erotik ihrer Figurationen. Dies zeigt sich besonders gut an ihren neuesten Bildern, beispielsweise dem „Bauhauspaar“ von 2017. Die männliche Figur in diesem Ölbild ist an den Entwurf des Figürlichen, wie ihn Oskar Schlemmer für das Theater des Bauhauses entwickelt hat, angelehnt. Schlemmers Figurinen waren wiederum stark inspiriert von dem programmatischen Text Heinrich von Kleists „Über das Marionettentheater“ und setzen sich aus klaren geometrischen Formen zusammen. Bei Diana Achtzig steht die streng geometrische Ästhetik Oskar Schlemmers in einem klaren Bruch zur Sinnlichkeit und Emotionalität ihrer Bilder, verbindet sich jedoch wieder mit den kubistischen Flächen und Formen zu einer Bildeinheit. Darüber hinaus strukturieren auch Kontraste verschiedener Texturen die Bilder, wie der Kontrast von weicher Haut und hartem Beton. Die blonden Haare der weiblichen Figur, der rote Ärmel der männlichen und die Wasserspiegelung sind dagegen malerisch gehalten wie das Blatt im Mund und scheinen aus Ihrer monochromen Fläche ausbrechen zu wollen. Das Blatt im Mund zitiert die Bilder von Cornelia Schleime, die ihre jungen Mädchen oft mit einer Blume oder einem Blatt, das verschmitzt aus dem Mundwinkel ragt, malt. Diana Achtzig greift das Blatt im Mund hier als einen stillen Ausdruck von Freiheit auf, als die Weigerung sich anzupassen und Aufforderung, den eigenen Weg zu verfolgen. Das Kunstzitat von Claudia Schleimes Bild trifft auf die Theaterfigurinen von Oskar Schlemmer und verbinden sich zu Diana Achtzigs erotisch konnotiertem Bauhauspaar. Achtzig-Galerie für Moderne Kunst

Die Serie „Beziehungs- und Paarbilder“ wurde in Teilen bereits auf der internationalen Kunstmesse Berliner Liste 2016 präsentiert und ausgesprochen gut angenommen. Das gedruckte Buch (ISBN: 9781549684777) und das eBook (ASIN: B075CGQ4WQ) dazu sind bei dem Verlag Amazon erschienen.

Bei der Berlin Produzentengalerie können sich Künstler für Gruppenausstellungen bis zum 01.12.2017 bewerben. Bewerbungen per Mail bitte an die Berlin Produzentengalerie.

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